Menschlichkeitswandel

Auf dem Titelbild sieht man meine Freunde in Kongo Bazanga, einem Dorf nahe Alindao, damals 2004. Wo sind diese Menschen geblieben?

Und wo ist diese Familie in Elim geblieben? (Foto gelöscht) Sind sie überhaupt noch am Leben? Oder wurden auch sie gezwungen als Kindersoldaten zu kämpfen?

Ich habe keine Ahnung, wie es unseren Freunden geht? Meine Gedanken beginnen zu kreisen und schweifen ab. Ich kann nicht schlafen und beginne zu schreiben…


Alles spricht vom Klimawandel und dass die Erde bzw. die Menschen, die darauf leben in Gefahr sind.

Aber ist es nicht in Wirklichkeit der Menschlichkeitswandel, welcher die Menschheit bedroht? Wenn es so weitergeht, wird dieser den Klimawandel noch überholen.


Ich frage mich: warum ist hier Frieden nicht möglich? Gibt es eine «hidden agenda» für Afrika – eine versteckte Agenda? Gibt es Mächte, welche an einer instabilen Lage des Landes interessiert sind? Ja, ganz offensichtlich!

Vor allem die Kriegsherren, aber auch östlichen Grossmächte, welche in Afrika zwar grosse Infrastrukturprojekte verwirklichen, jedoch anderseits sich weite Ländereien aneignen und ungehindert die reichen Bodenschätze abbauen bzw. ausrauben, ohne irgendwelche humanitäre Regeln oder arbeitsrechtliche Vorschriften einhalten zu müssen.

Es gibt offensichtlich einflussreiche Führungspersönlichkeiten, welche durch ihre Untätigkeit für sich persönliche Vorteile erarbeitet haben.

Weshalb ist es sonst unmöglich, die verschiedenen Rebellengruppen in der RCA durch die, im Lande stationierten UNO-Truppen in Schach zu halten? Wieso ist es nicht möglich, endlich die vielen Rebellenführer und Kriegsherren dingfest zu machen und vor ein Gericht zu bringen, wo sie für ihre Gräueltaten zur Rechenschaft gezogen werden?

Im Gegenteil, in Khartum, der Sudanesischen Hauptstadt wurde 2019 ein sogenannter Friedensvertrag ausgehandelt, bei dem diese Kriegsherren nicht etwa verfolgt und verhaftet werden sollen, sondern neu als beratende Funktionäre der Regierung tätig sind, oder sogar als Minister eingesetzt wurden.


Problematisch ist es auch für die muslimisch-animistischen Fulani Tierhalter, welche vom so genannten Midle Belt her ins Zentrum von Afrika vorstossen. Sie werden getrieben vom Sahel, welcher bedingt durch den Klimawandel immer weniger Nahrung für die Menschen und Futter für die Tiere hergibt.

Jahrzehnte lang haben wir auch diesen Menschen, welche zu uns in die RCA gekommen sind durch die Projektarbeit geholfen, ihre Lebensgrundlage zu verbessern.

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Eine der Mbororo-Basisgruppen hat das CFAE-Diplom erhalten. Sie sind nun Dorfanimateure

Sie haben sich gut im Lande integriert und sind nun auch massiv unter Druck geraten. Einerseits durch die Söldner aus dem Norden, welche sie als Verräter sehen und anderseits durch die einheimischen Widerstandskämpfer, welche sie als die Brüder ihrer Feinde sehen. Ihnen wurden die Herden gestohlen, so dass viele von ihnen akut vom Hungertod bedroht sind.

Es sind vor allem fremde Söldner, welche aus dem Norden und Osten kommen. Sie dringen  ins Land ein und vertreiben die einheimische Bevölkerung.

Gemäss Bericht von Open Doors hat sich die Zentralafrikanische Republik bei den 50 Ländern, wo Christen verfolgt werden von Platz 35 im letzten Jahr, dieses Jahr 2019 auf Platz 21 verschlechtert.

Fakt ist, dass in Alindao, unserer Projektstadt im östlichen Zentrum des Landes, wo die Bewohner vertrieben wurden – auch heute noch, trotz Friedensabkommen – immer noch fremde Menschen in ihren Häusern wohnen. Sie kennen die einheimische Sprache Sango nicht.

Diejenigen Einheimischen, welche zurückgeblieben sind, leben sehr gefährlich in zwei Flüchtlingslagern und werden von Uno-Blauhelmen beschützt und versorgt. Sie dürfen sich weder in der Stadt frei bewegen, noch ihre Felder bestellen.

Anfangs dieses Jahres wurde einer unserer treusten Mitarbeiter, Maturin in einem Hinterhalt in der Nähe unserer ehemaligen Projektstation ermordet.

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Projektstation Alindao im Jahre 1997

Der letzte Bericht über unsere Projektstation Alindao ist niederschmetternd – es waren nur wenige Worte: ausgeraubt, verlassen, komplett zerstört!

Und Fakt ist auch, dass der Anteil an muslimischen Einwanderern stetig steigt. Auffallend ist hier die Steigerung von 5 auf 13% in nur zehn Jahren.

Die religiösen Führer des Landes, der Kardinal der Katholiken, Der Leiter der protestantischen, freikirchlichen Bewegung und der Imam der Muslime, bemühen sich sehr um Frieden und Versöhnung. Dies scheint mit der einheimischen, mehrheitlich christlichen Bevölkerung eigentlich möglich.

Aber trotz aller Bemühungen und Friedensverträge hören die Konflikte nicht wirklich auf. Diejenigen, die den Frieden wollen sind schon längstens geflüchtet – als erstes in den Busch, wo sie von Gras und Blättern leben müssen und dann weiter.

Gemäss Bericht von UNHCR sind 2019 immer noch 1.2 Millionen Flüchtlingen auf der Flucht. Sie sind entweder ins nahe Ausland geflohen, oder mussten sich im Landesinnern in Sicherheit bringen, genauso, wie unsere Freunde in Sabongo.

Obwohl es sich hier um eine grosse humanitäre Katastrophe handelt, gibt es in den westlichen Medien kaum jemand, der über diese himmelschreiende Not berichtet.

So möchte ich in diesem Blog und in den folgenden Fotostories diesen «vergessenen» Menschen eine Stimme und ein Gesicht geben. Liebe Freunde in Zentralafrika, ihr seid nicht vergessen!


Links zu Fotostories: Dorfleben und: Rising Sun in Africa


Was ich sicher weiss ist, auch wenn ich sehr wenig von ihnen höre, dass unsere Freunde und Projektmitarbeiter in Sabongo weiterhin dran sind, sich eine neue Lebensgrundlage zu schaffen und denjenigen helfen, welche auch auf ihrer Flucht bei ihnen eingetroffen sind.

JdD in Garten
Jean De Dieu unterrichtet in Kursen, wie die Flüchtlinge sich selber genügend gesunde Nahrungsmittel anbauen können

Und die Moral der Geschichte?

Um den Klimawandel aufzuhalten, gibt es viele Vorschläge und Rezepte. Was tun jedoch, um dem Menschlichkeitswandel entgegenzuwirken?

Was tun, wenn es auf der Welt immer mehr „Gegeneinander“ als „Miteinander“ gibt?

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Die ganze Equipe von Sabongo. Die Moniteure, Dorfanimateure und die neue Basisgruppe von Sabongo – inklusive Baminga (Pygmäen)

Ja, genau unsere Freunde in Sabongo leben dies:

kode na beoko – Wissen und Gemeinschaft – maboko na maboko – Hand in Hand

Sie schöpfen Kraft und Hoffnung aus ihrem Glauben an Jesus Christus und werden von seinem Evangelium inspiriert, durch Vergebung und Versöhnung den Teufelskreis von Gewalt und Rache zu durchbrechen.

So gibt es zum Glück doch ein Mittel zum Guten beim Menschlichkeitswandel!

Veröffentlicht von Tonis Projects

Je suis un blogueur qui rend compte de projets en Afrique et en Suisse. Photos, vidéos et musique sont les éléments avec lesquels je travaille et j'aime les combiner et les mettre dans des rapports passionnants et instructifs. Bonne lecture😉

Ein Kommentar zu “Menschlichkeitswandel

  1. Ja, wer den Stummen, den Verfolgten, den Ärmsten eine Stimme gibt, tut Gottes Werk.
    Machen wir alle mit;
    Mit unseren Gebeten, mit unserer Nächstenliebe,in welcher Form auch immer.
    Danke Toni für den Anstoss
    MarieTherese

    Like

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